Eines der größten Missverständnisse in der Heiligen Schrift, welches seit Jahrhunderten besteht, ist die Stelle „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Exodus 21, 23).
Diese Falschinterpretation, eine Predigt der Strenge, die angeblich in Alten Testament ihre Wurzeln hat, geht von einem Gott als Rachegott aus. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Missverständnis, sondern um eine Irrlehre. Der Hintergrund der Verdrehung besteht in dem Wunsch, (parallel zum Neuen Testament), Gott möge sich widersprechen. Gott aber wollte zunächst im Alten Testament und dann im Neuen Testament, die Liebe zu unseren Nächsten lehren. Da kein Wille zur Einsicht bestand, konnte man das Alte Testament nicht und das Neue kaum begreifen: Obwohl beide Bücher sich ergänzen und dasselbe Thema zum Gegenstand haben, werden sie von vielen getrennt betrachtet, um hervorzuheben, dass die Heiligen Schrift zwei verschiedene Religionen Repräsentiert (Judentum/Christentum). Dies ist einer der Hauptgründe für die Entstehung vieler Irrlehren.
Deshalb folgende Erläuterungen zu drei sachlichen Fehlern.
Das αντί („anti“) dürfte nicht als Begriff der Rache mit „um“ übersetzt werden, sondern als Begriff der Entschädigung mit „anstelle von“. Zu übersetzen wäre also sinngemäß nach der flexiblen Sprachweise der Griechen wie auch der Juden:
„Wenn aber Zwei Männer sich streiten und eine schwangere Frau stoßen, so da das Kind nicht vollständig gebildet austritt, soll geben eine Entschädigung, wie sie der Ehemann der Frau festsetzt; und er soll sie auf richterliche Entscheidung hin geben. Wenn aber das Kind voll entwickelt war, solle Seelenersatz anstatt der Seele, Augenersatz anstatt des Auges, Zahnersatz anstatt des Zahnes geben“ (siehe Exodus 21, 23 nach LXX).
Damit ist gemeint, dass ein Schaden gleichwertig ersetzt werden soll. Dieses bestimmte, wie in heutigen Zeiten, ein Richter.
Durch das Wort θα δώσει (tha thosi = „soll geben“), was in vielen Interpretationen einfach ausgelassen wird, verdeutlicht sich aber, dass nicht der Geschädigte angesprochen werden soll Rache zu üben, sondern der, der geschädigt hat die Schädigung wieder gutzumachen. Im nächsten Zitat steht:
„Und wenn jemand seinem Nächsten ein Gebrechen zufügt, wie er es ihm angetan hat, so wird er es ihm mit ähnlicher Art ersetzen“ (sιehe 3. Buch Moses 24, 19).
Es ist schlicht weg unrichtig, dass man hier mit dem Wort „Vergelten“ übersetzt, obwohl in Urtext αντιποιηθήσεται (antipoithisete = „ersetzen“ steht.
Im Alten Testament ist die Vergeltung streng verboten, wie sie weiter sehen werden.
„Und deine Hand soll keine Rache üben …... und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (siehe 3. Buch Mose 19, 18).
Und wieder sagt der Herr: „Am Tag der Rache werde ich vergelten“ (siehe 5. Moses 32, 35 nach LXX).
Wie Sie sehen, liebe Leser, das Zitat „Auge für Auge“ kann keine Vergeltung sein, sonst wäre dies ein Widerspruch zum Wort Gottes, das die Weltordnung gerne in Kauf nimmt.
Die Parallelen zum Zitat „Auge für Auge“ sind im Neuen Testament deutlich, denn Jesus spricht dieses Thema an, indem er sagt:
„Ihr habt gehört, was gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage zu euch, nicht zu widerstehen dem Bösen; sondern jeder, der dich auf deine rechte Wange schlägt, wende ihm auch die andere zu“ (siehe Matthäus 5, 38-39).
Schon in Jesus Zeiten hatten die Menschen eine falsche Auffassung, was dieses Thema betrifft, deswegen spricht Jesus das Thema an, um Klarheit zu bringen. Denn Jesus wendet sich nun an den Geschädigten, um die Verzeihung hervorzuheben. Demnach hat Jesus nichts aufgehoben, sondern den Sinn seiner Äußerungen im Alten, hin zum Neuen Testament vollendet (siehe Matthäus 5, 17). Obendrein hat der Geschädigte auch keinen Ersatz mehr zu erwarten:
„Und dem der dein Gewand nehmen will, lasse ihm auch die Kleidung“ (sιehe Matthäus 5, 40).
Demut, wird hier gelehrt, damit wir jedem Streit aus dem Weg gehen können. So lehrt Gott uns die Liebe zu unseren Nächsten und im Schadensfalle die Wiedergutmachung (in alten Bund) und Demut (in neun Bund). Aber weil sich alle vom Bösen irreführen lasen, setzen sie ihre Taten im Sinne des Nichtverzeihens, der Rache, der Strafe usw. fort. Denn das Böse ist es, das „Auge für Auge“ in einem Racheakt verdreht hat. Deshalb gab Gott dem Geist seines Sohnes eine leibliche Gestalt, um das Böse und dessen Werke bloßzustellen (siehe Galater 4, 6).
Jesus lehrte, dass der, der geschädigt hat die Wiedergutmachung üben solle und für einen Geschädigten die Verzeihung im Vordergrund stehen solle, so dass das Böse keinen Spielraum mehr habe. Leider macht der, der geschädigt hat nicht wieder gut und der Geschädigte sucht sein Recht in der Vergeltung. Damit kommt es zur der Erfüllung des Zitates:
„Und die ganze Welt hegt im Machtbereich des Bösen“ (siehe 1. Johannes 5, 19).